Kaum gute Geschäfte bei “Bares für Rares”: Das ist der wahre Grund, warum die Händler fast immer viel zu viel bezahlen!
Verkäufer*innen kann eigentlich nichts Besseres passieren, als ihren Trödel bei „Bares für Rares“ zu verscherbeln. Schließlich zahlen die Händler*innen meist Preise, die sie außerhalb der Sendung niemals zahlen würden. Aber warum tun sie das?

„Bares für Rares“ mit Trödel-Papst Horst Lichter wird bereits seit 2013 im ZDF ausgestrahlt. Noch vier Jahre älter ist hingegen „Pawn Stars“ (auf Deutsch: „Die Drei vom Pfandhaus“), eine US-Reality-Serie über die Geschäfte eines Pfandleihhauses in Las Vegas.
Auch dort werden oft Expert*innen hinzugerufen, um ihre Expertise abzugeben: Sie sollen dann schätzen, wie viel etwa eine Antiquität oder ein Sammlerstück auf dem freien Markt wert ist.
Wenn als Expertise ein Wert von 20.000 Dollar herauskommt, leuchten in den Augen der Verkäufer*innen direkt die Dollarscheine.
Aber dann folgt das „böse“ Erwachen: Denn in einem solchen Fall sind die Einkäufer des Pfandleihhauses selten bereit, mehr als etwa 40 bis 60 Prozent des Schätzwertes zu bezahlen – und das ist bei näherer Betrachtung ja auch nur logisch: Die 20.000 Dollar sind schließlich der Preis, den – vielleicht – ein Endkunde zu zahlen bereit ist.
Aber für den Pfandleiher bleiben erst mal das Risiko sowie die Kosten für seinen Laden und sein Personal (von seinem Gewinn mal ganz zu schweigen).
Nur so kann ein Geschäft mit Antiquitäten, Kunst oder Sammlerstücken auf Dauer funktionieren. Aber bei „Bares für Rares“ scheinen diese Regeln nicht zu gelten…
Oft am Expertenpreis (und manchmal sogar drüber)
Ich habe mir jetzt ein paar Wochen lang die Sendung für Artikel zu „Bares für Rares“ hier bei TVStarts angesehen – und dabei von Anfang an nur immer wieder den Kopf geschüttelt, wie „blöd“ die Händler*innen doch alle sind.
Mit Geschäftssinn hatte das in meinen Augen jedenfalls gar nichts zu tun. Mit den bezahlten Preisen, die oft nah an den Schätzungen der Expert*innen liegen und manchmal sogar mehr als das Doppelte darüber hinausgehen, treibt man sich vielleicht selbst in den Ruin – aber man macht sicher kein gutes Geschäft.
Auf Dauer wurde mir allerdings klar, warum sie das machen – und sie doch alles andere als „dumm“ sind: Die Händler*innen in „Bares für Rares“ sind überhaupt nicht da, um in der Show Waren für ihre Antiquitätenläden, Kunstgalerien und Auktionshäuser einzukaufen.
Sie sind vor allem da, um für sich selbst Werbung zu machen – um als Händler*in am Markt bekannter zu werden und um bei den Fans der Show so gut anzukommen, dass die „Bares für Rares“-Verantwortlichen sie möglichst oft wieder einladen.
Es geht nicht um Waren, sondern um Aufmerksamkeit
Aber beides geht nur, wenn die Händler*innen nicht einfach nur schweigend am Tisch sitzen, sondern mitbieten – und am besten auch noch einige der Stücke erstehen, ganz egal, ob das nun geschäftlich Sinn ergibt oder nicht:
Der Händler oder die Händlerin, die am Ende den Zuschlag erhält, ist in der Folge sicherlich 30 Sekunden länger zu sehen als die leer ausgegangenen Kolleg*innen. Und wenn man dann noch weiß, was ein 30-sekündiger Werbespot vor einem „Bares für Rares“-Millionenpublikum in etwa kosten würde, dann ist doch klar:
Den einen oder anderen Hunderter zu viel für eine hässliche Vase oder eine angestaubte Porzellanstatue auf den Tisch zu legen, ist in Wirklichkeit das Schnäppchen des Jahrhunderts, wenn man als Gegenwert nicht die eingekaufte Ware, sondern die zusätzliche Aufmerksamkeit in Betracht zieht.
Zumal es dann ja auch immer noch den besonders spektakulären Shot gibt, wenn die Händler*innen ihre fetten Portemonnaies herausholen und die Hunderteuroscheine auf dem Tisch abzählen.
Einzige Kehrseite: Wenn „Bares für Rares“-Fans in ein normales Antiquitätengeschäft gehen, um ihre Dachbodenpfunde abzustoßen, werden sie bei den wahren Handelspreisen ihr blaues Wunder erleben!
Bei den Sprecher*innen der Tagesschau ist es hingegen ganz offensichtlich, warum sie tun, was sie tun. Aber wie viel genau eigentlich? Die Antwort ist für viele sicherlich überraschend: