Bares für Rares

“Bares für Rares”: Dieses Problem nervt seit Jahren – dabei wäre die Lösung so einfach

„Bares für Rares“ mit Horst Lichter ist zu Recht eine der beliebtesten Shows im deutschen TV. Eine Sache nervt mich an dem ZDF-Hit aber gewaltig. Dabei wäre es so leicht, das Problem mit einer Regeländerung zu lösen.

ZDF

„Bares für Rares“ ist eine der erfolgreichsten TV-Shows überhaupt und hat in Deutschland einen Hype um alte Gegenstände ausgelöst.

Plötzlich interessieren sich alle für Omas Krempel und angestaubte Dachbodenschätze. Was früher ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Sperrmüll gelandet wäre, wird heute als Antiquität wertgeschätzt und gewinnbringend weiterverkauft.

Auch wenn alles perfekt scheint beim ZDF-Dauerbrenner mit Horst Lichter, habe ich Grund zu meckern: Diese Sache nervt mich bei „Bares für Rares“ seit Jahren – und ich verstehe nicht, warum das ZDF nichts dagegen unternimmt.

Streng geheim: Deshalb erfahren die „Bares für Rares“-Händler nichts von der Expertise

Der Ablauf von „Bares für Rares“ ist seit 2013 unverändert: Ein Verkäufer taucht mit einem Gegenstand im Studio auf und wird von Horst Lichter mit sympathisch-belanglosem Smalltalk begrüßt. Das mitgebrachte Objekt wird währenddessen vor laufender Kamera von den Expert*innen auf Herz und Nieren geprüft.

Danach hakt Horst Lichter beim Verkäufer nach, für wie viel Geld er oder sie bereit wäre, sich von dem Schatz zu trennen.

Der Gast nennt eine Schmerzgrenze und daraufhin verrät der Experte, wie viel das Objekt wirklich wert ist. Wenn Schmerzgrenze und Schätzpreis der Expertise nahe genug beieinander liegen, gibt Horst Lichter das Go und überreicht die Händlerkarte – das Ticket, um verkaufen zu dürfen.

Diese sympathische Verkäuferin freut sich riesig über die Händlerkarte.ZDF
Diese sympathische Verkäuferin freut sich riesig über die Händlerkarte.

Wichtig: Nur der Gast erfährt den Schätzwert des Objektes; die Händler:innen sollen nicht erfahren, welcher Wert bei der Expertise ermittelt worden ist.

Und das ist ausdrücklich gewünscht vom ZDF. Schließlich soll ein möglichst spontanes Bietergefecht entstehen, bei dem die Händler*innen nur durch Intuition und Bauchgefühl entscheiden sollen, wie viel ihnen das Objekt wirklich wert ist.

Mit diesem Fehler schneiden sich die Gäste ins eigene Fleisch

Doch in Wahrheit kommt es meist anders, denn die Händler*innen wissen genau, wie sie diese Regel mit einer simplen Nachfrage umgehen können.

Häufig läuft es deshalb so ab: Die Händler*innen bieten erst heiter vor sich hin, doch sobald ihnen der Preis zu heikel wird, stellen sie die nervigste Frage von allen: Wie hoch war eigentlich die Expertise?

An sich klingt die Frage harmlos, schließlich ist es nachvollziehbar, dass die Händler*innen genau wissen wollen, was die Experten erzählt haben.

Doch dahinter verbirgt sich ein Riesen-Problem: Die Gäste fühlen sich von der direkten Nachfrage so überrumpelt, dass sie ohne zu überlegen den Schätzwert verraten und damit keinerlei Spielraum mehr für Verhandlungen offenlassen.

Mit dieser Info in der Tasche wissen die Händler*innen nämlich ganz genau, ob sich ein weiteres Gebot überhaupt lohnen würde, weswegen die Verhandlungen ab diesem Punkt häufig ins Stocken geraten.

Die Risikobereitschaft der Händler*innen nimmt rapide ab und die Leidtragenden sind immer die Gäste: Das finale Gebot fällt in diesen Fällen oft deutlich niedriger als der Schätzwert aus, obwohl die Händler*innen ohne Angabe des Schätzwertes viel mehr geboten hätten.

Aufruf ans ZDF: Hier braucht es eine klare Regeländerung

Besonders strenge Fans könnten jetzt denken: Selbst schuld!“, schließlich werden die Gäste nicht dazu gezwungen, den Schätzwert der Expertise zu verraten.

Doch diese Sichtweise berücksichtigt nicht, wie schwer es sein kann, sich als Laie gegen Profi-Händler:innen zu behaupten.

Stellt euch vor, ihr steht in einem Fernsehstudio, werdet von dutzenden Kameras verfolgt und müsst Deutschlands erfahrensten Handelsprofis die Stirn bieten. Selbst für erfahrene Flohmarkt-Fans wäre dies eine absolute Ausnahmesituation, in der man anfällig ist, Fehler zu begehen.

Wenn die Händler*innen also nach der Expertise fragen, dann steckt dahinter keine unschuldige Nachfrage, sondern sie wissen genau, dass die meisten Gäste die heikle Info zu ihrem eigenen Nachteil ausplaudern werden. Von Freiwilligkeit kann hier wirklich keine Rede sein.

Deshalb ist es höchste Zeit, dass das ZDF eingreift – mit einer simplen, aber wirkungsvollen Regeländerung: Die Händler*innen sollten nicht mehr nach der Expertise fragen dürfen.

Nicht direkt, nicht durch die Blume, nicht über Dritte. Wer bieten will, soll das aus eigenem Interesse tun – nicht mit dem Sicherheitsnetz des Schätzwerts im Hintergrund.

Diese Änderung würde die Verkäufer*innen vor den Manipulationstaktiken der Händler*innen schützen, ohne sie zu bevormunden. Wer als Gast selbst die Expertise nennen will, um zu niedrige Gebote anzukurbeln, hätte so immer noch die Chance dazu.

Die Händler*innen bei „Bares für Rares“ sind total sympathisch. Aber trotzdem tun sie alles für den perfekten Deal.ZDF
Die Händler*innen bei „Bares für Rares“ sind total sympathisch. Aber trotzdem tun sie alles für den perfekten Deal.

Die Gäste stünden mit dieser neuen Regel weniger unter Druck und das Publikum bekäme endlich wieder aufregendere Verhandlungen zu sehen – ohne dass das Bietergefecht durch die Frage nach dem Schätzwert vorzeitig abgewürgt wird.

Ob die Händler*innen offen für diese Regeländerung sind, ist jedoch fraglich. Schließlich kaufen sie die Gegenstände mit ihrem eigenen Geld ein und werden deshalb weiterhin alles versuchen, um die Preise so niedrig wie möglich zu halten.

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